Wir hatten gehofft, dass endlich Ruhe einkehrt und das Jugendamt die Kosten für die Webschule übernimmt. Dem war aber nicht so…
Das Jugendamt bestand darauf, dass nun das Schulamt gefragt werden muss. Dies wollten sie eigentlich direkt mit denen klären. Dazu brauchten sie aber unsere Einwilligung, die wir Ihnen aber nicht geben wollten, da wir befürchteten, dass sie dann ohne unser Wissen und unseren Willen sich auf etwas einigen, woran wir dann nur noch schwer etwas ändern könnten. Aber dies ist auch unser gutes Recht das wir uns darum selber kümmern.
Dies nahm das Jugendamt zum Anlass, uns wieder vorzuwerfen, wir würden alles behindern und unnötig in die Länge ziehen. Dabei waren sie es, die versäumt hatten uns rechtzeitig auf eine Abklärung mit dem Schulamt hinzuweisen.
Da wir ja mittlerweile einen Anwalt hinzugezogen hatten, sagte uns dieser, dass die normale Vorgehensweise so ist, dass wenn Probleme mit dem Kind in der Schule auftreten, das Schulamt hinzugezogen wird um zu schauen, welche Möglichkeiten es noch gibt das Kind gut zu unterrichten. Dabei ist es auch eine Klärung ob die Kosten, die dabei eventuell entstehen vom Jugendamt oder vom Schulamt getragen werden. Dabei wird dann von einer Sonderpädagogin ein Gutachten,- AOSF,- das meist noch im Unterricht, in der Regelschule in der sie die Kinder besucht, erstellt.
Das Jugendamt übernimmt nur kosten für zb. einen Schulbegleiter, wenn über das Schulamt festgestellt wurde, dass dies nötig ist und keine andere Möglichkeit besteht, dass Kind sonst weiterhin an der Schule zu unterrichten.
In Zeiten wo jede Behörde wenig Geld zur Verfügung hat, ist natürlich jeder darauf ausgerichtet, eine Lösung zu finden, die für ihn möglichst keine Kosten verursacht. Es war uns aber bis dahin noch nicht so klar, dass das Jugendamt so massiv daran arbeitet, alles von sich zu weißen und ihnen dafür jedes Mittel recht ist. So versuchten sie mit Nachdruck uns dazu zu bewegen, das wir Ihnen das Recht geben, ohne unser Wissen mit dem Schulamt alles zu klären.
So kam dann der vereinbarte Termin an der Web-individualschule in Bochum, zu dem wir über viele Stunden anreisen mussten. Ich hatte mir schon vorher gedacht, dass dies kein leichter Termin wird und mich innerlich darauf vorbereitet. Mein Mann hatte noch etwas Hoffnung, dass er gut verlaufen würde, wenn sie die Schule ersteinmal kennenlernen. Das es aber so eskalierte, überraschte uns alle, auch den Lehrer, der ja schon mehrere solcher Gespräche miterlebt hatte.
Unsere Sachbearbeiterin vom Jugendamt kam nicht alleine, aber sie hatte auch nicht ihre normale Vorgesetzte mit dabei, mit der wir ja auch schon geredet hatten, sondern eine Dame, die sich mit unserem Fall nicht wirklich auskannte, die aber dafür anscheinend sehr geschult darin war, Krawall zu machen. Schon beim hereinkommen, was 20 min zu spät war, hatten sie keine Lust uns alle locker zu begrüßen, redeten mit uns nicht kurz über die lange Anfahrt oder das Wetter…, nein, es ging direkt zur Sache und wir wurden angegangen, dass wir doch endlich unterschreiben sollen, dass sie mit dem Schulamt das klären dürfen. Es folgten Anschuldigungen, von der unbekannten Dame, dass wir schuld seien, dass der Junge immer noch nicht wieder in eine Regelschule gehe, dass wir uns nicht gut um ihn kümmern würden, dass unser Psychiater keine Gutachten schreiben dürfte, da er ja keinen Doktortitel habe (lächerlich), dass wir ja nur bei unserem Sohn die Vermeidungsstrategie noch fördern würden und er so ja nie „normal “ werden könnte… . Wir durften uns anhören, was wir alles in dem Jahr falsch gemacht hätten, sie aber alles richtig. Das sie ja dafür gesorgt hätten, dass alles Vorwärts geht, wir überhaupt keine Ahnung von allem hätten und endlich auf sie hören müssten… .
Es kamen Erpressungsversuche, dass wir ja auch daran denken müssten, dass bald wieder ein neuer Antrag auf Gewährung für die Autismustherapie zu stellen sei und wir ja sicherlich wollten, dass sie den bewilligen. Es wurden Unwahrheiten in den Raum geschleudert wie,“ der Junge muss schnell in die Regelschule, der kann das doch, der ist ja garnicht so krank“, …, sonst wird er dazu gezwungen oder wir sorgen dafür, dass er in ein Internat für Autisten muss oder in eine Klinik,…, dass wollen sie doch wohl nicht,- oder?!
Da tat es uns nur gut, dass unser Anwalt uns im Vorfeld erzählt hatte, was unsere Rechte und Pflichten sind. Nur das sie wirklich so heftig ausholen um ihren Willen durchzusetzen und zu vertuschen, welche Fehler sie die ganze Zeit gemacht haben, dass hätten wir dann doch nicht gedacht. Es ging anscheinend hier bei diesem Termin in keinster weise darum, wirklich das beste für unseren Sohn zu finden, sondern nur darum, dass das Jugendamt nichts zahlen muss und sie sich nicht vom Schulamt anhören müssen, dass sie etwas versäumt haben.
Wenn wir nun klein bei geben und brav auf das JA hören, dann können Sie dieses Ziel noch erreichen. Aber diesen Gefallen taten wir Ihnen nicht. Wir waren zwar nach diesem Gespräch völlig fertig, mussten ersteinmal uns sammeln und alles dann mit dem Anwalt nocheinmal durchsprechen, aber jetzt, nachdem wir fast 2 Jahre dafür gekämpft hatten, um herauszufinden was mit Tom los ist, wollten wir nicht einfach so aufgeben. Wir, die die ganze Zeit ihm zur Seite standen und mit ansehen mussten, wie er leidet, die Ärzte, Psychiater, Ämter gesucht, Briefe geschrieben, diskutiert und uns beleidigen lassen haben, uns angehört haben, dass wir diejenigen seien, die Schuld sind an Toms Leid, wir, die miterlebt haben, wie sehr er sich bemüht hat in die Schule zu gehen, aber zu krank war um dies noch schaffen zu können. Wir haben gesehen, das er keine Energie mehr hatte um irgendetwas neben der Schule noch zu machen, keine Kraft und Freude, keine Hoffnung darauf, dass es bald besser werden könnte…wir sollen jetzt einfach so aufgeben, weil sie Unfähig waren uns richtig und gut zu beraten und begleiten? Nein, obwohl wir mittlerweile selber so fertig mit den Nerven waren, dass wir fast alles gemacht hätten um das Chaos zu beenden, damit es unserem Kind endlich gut gehen kann, wollten nun nicht einfach so aufhören. Also entschieden wir uns dafür, den Weg für unseren Sohn weiter zu gehen.
Wir waren bereit die Webschule auch aus eigener Tasche zu zahlen, wollten nicht unbedingt das Schulamt mit ins Boot holen, sondern hätten es auch nur so mit einer Krankschreibung vom Psychiater und seiner alten Regelschule, an der er ja immer noch angemeldet war, weiter gemacht. Aber dies war vom JA nicht erwünscht. Wir waren bereit, noch solange er es braucht jeden Morgen mit im Unterricht zu sitzen und ihm so die Sicherheit zu geben, die in der Regelschule verloren gegangen war. Wir begleiten ihn jeden Tag, versuchen immer mehr ihn kennenzulernen, uns auf seine Bedürfnisse einzustellen und ihm zu helfen, neues dazuzulernen….aber dies wird weder gesehen noch gelobt. Wichtig ist nur, dass er schnell und einfach wieder in irgendeine Regelschule geht.
Unser Anwalt meinte dazu, dass wenn das Jugendamt uns aber nun auf dem Kieker hat und beim Schulamt nachfragt, ob wir denn den Jungen nicht in die Schule schicken müssen, dass wir dann sowieso diese Prozedur durchlaufen müssten durch das Schulamt. Somit machen wir es jetzt und klären das mit dem Schulamt auch noch, aber nicht mit dem Jugendamt zusammen.
Nachdem wir uns etwas beruhigt hatten und alles mit unserem Anwalt abgesprochen war, waren wir uns sicher, dass war das letzte Gespräch direkt mit dem Jugendamt gewesen. Jedes weitere wird nur noch der Anwalt in unserem Auftrag führen. Wenn wir persönlich da sein müssen, ist er auf jedenfall dabei. Solch ein schlimmes Gespräch wird es definitiv nie wieder geben.
Wir sind echt geschockt, wie schlimm solch eine Zeit sein kann, dass das Jugendamt so massiv daran arbeitet, dass sie keine Kosten übernehmen müssen und zu welchen Mitteln sie dafür greifen. Wir sind sehr traurig, wie sie auf kosten unserer ganzen Familie diesen Willen durchzusetzen versuchen und sie kein Stück jemals wirklich am wohl von Tom interessiert waren obwohl sie genau dies immer wieder betont haben.
Wie kann das sein, dass diejenigen, die wirklich Hilfe benötigen so so viel Kraft geraubt wird, damit das JA nicht zahlen muss.
Leider machen anscheinend Behörden die Erfahrung, dass die meisten dem Amt glauben, aufgeben oder alles so machen, wie es ihnen gesagt wird. Dies machen wir nicht so. Wir haben uns zwar so sehr verausgabt um eine gute Lösung für unser Kind zu finden, aber die Lügen glauben, meinen Sohn weiter zu verbiegen und ihn zwingen, dass er doch funktionieren muss, das machen wir nicht. Uns ist das Wohl von Tom neunmal wichtiger als irgendwelche kosten oder die Schulpflicht…
Seit der Zeit hat sich unsere Einstellung und Ausrichtung gegenüber den Ämtern noch einmal sehr geändert. Es läuft nun alles über unseren Anwalt, da es ja ohne nicht geht. Wir kämpfen weiter, aber anders. Nicht wir sind jetzt noch diejenigen die immer nur reagieren müssen, auf das was das Amt sich wieder ausgedacht hat, sondern, wir sitzen nun hier, lassen den Jungen solange er will an der Webschule und wenn dann müssen die sich was überlegen, wie sie ihn dort wegbekommen. Zum Glück haben wir alle anderen auf unserer Seite. Können uns sicher sein, dass sie das genauso sehen und uns dabei unterstützen.
Was da noch alles auf uns zukommen sollte ahnten wir da noch nicht ….