Gut, dass wir einen Anwalt haben, der sich auskennt und uns direkt einmal etwas beruhigte. Er meinte, das die Dame doch ihre Kompetenz sehr überschritten hat, er dies aber so kennt, da er schon öfters solche übermotivierten Leuten erlebt hat, die dann von der anderen Seite vom Pferd fallen. Wir sollten dies nicht überbewerten, aber es könnte natürlich dazu führen, dass dies das Schulamt zum Anlass nimmt, eine nächste Runde einzuläuten.
Da das Schulamt ja von Anfang an nicht wollte, dass Tom von der Schulpflicht freigestellt wird, könnte dies nun ein guter Grund sein, dass sie dies zum Anlass nehmen das dies noch einmal genauer geprüft werden muss. Leider musste er uns auch sagen, dass wenn Tom in eine Klinik und Tagesklinik geht, diese Maßnahme dann Vorrang vor der Webschule hat. Entscheiden kann dies aber weder eine Sonderpädagogin noch das Schulamt. Nur können die uns zwingen, dass wir dies durch eine Uniklinik oder Amtsarzt abklären lassen müssen.
So nutzten wir es, dass wir sowieso einen Termin für die nächste Krankschreibung hatten, um den Psychiater zu bitten, dass er uns noch eine Stellungnahme darüber schreibt, ob es gut ist, das unser Sohn in eine Klinik und Tagesklinik geht. Er fiel aus allen Wolken und meinte nur, “ was machen die nur bei Ihnen, die müssen doch mal langsam Einsehen, dass sie nicht ums zahlen herum kommen“! Er sagte uns zu, dass er noch einmal etwas schreibt.
2 Tage später hielten wir die Stellungnahme schon in Händen und auch der Anwalt meinte, diese sei sehr gut. Wir füllten die Elternerklärung auf dem Zettel aus, dass wir nicht mit allem so einverstanden sind und schrieben noch einen Brief dazu, in dem wir erwähnten, dass wir es nicht gut finden, nur die letzten 3 Seiten vom Gutachten bekommen zu haben. Das wir auch so nur zu diesen Zeilen Stellung nehmen können und nicht mit der Ansicht der Pädagogin einverstanden sind, das Tom unbedingt in eine Klinik muss. Alles Pakten wir zusammen in einen Brief, der dann zum Schulamt geschickt wurde.
Nun hieß es warten. Wie lange, worauf, warum…wir wußten es nicht. Immer wieder in die Position zu kommen, dass wir da sitzen und darauf warten, dass die uns was vor die Füße werfen, was wir dann ganz schnell erfüllen müssen. Wo wir wieder beweisen müssen, Gutachten liefern oder Untersuchungen über uns ergehen lassen…. so sind wir ja seit über 2 Jahren auf dem Weg.
Es war aber auch die Zeit, in der wir darüber nachdachten, warum alles so schwierig verläuft. Warum die Gesellschaft so viel mehr wert auf “ Funktionieren“ legt, als auf gesunde glückliche Menschen. Warum nur, müssen alle gleich sein und unter Menschen viel leisten?
Warum glauben so viele, dass wenn man die Menschen nicht zwingt in eine Schule zu gehen, sie nie lernen im Leben klar zu kommen. Wir haben es aber genau anders erlebt. Seit wir Tom die Freiheit geben, die er braucht, seit er genügend Erholung hat und nicht ständig von Reizen überflutet ist, blüht er auf und will dann mehr machen. Nur dann hat er aber auch die Möglichkeit sich neuem oder Menschen auszusetzen. Nur so hat er die Energie dafür, die er benötigt.
Weniger ist hier auf jedenfall mehr.
Noch haben wir nicht die Möglichkeit selber zu entscheiden, was das beste ist, denn es gibt ja in Deutschland ein sehr strenges Schulgesetz und die Behörden nutzen dies gerne für ihre Zwecke aus. Die Kinder werden meist über Monate oder Jahre daran gehindert, das zu tun, was für sie das beste ist, sondern müssen das machen, was das bequemste oder preiswerteste ist. Erst wenn die Kinder 18 sind und man keine Hilfe vom Staat benötigt, kann man sein Leben so gestalten, wie man es für am besten erachtet.
Ich hoffe wir halten nervlich und finanziell solange noch durch oder werden irgendwann einfach in Ruhe gelassen. Jetzt sitzen wir aber erst einmal wieder hier und warten.