Neue Probleme

Der Antrag, auf Ruhen der Schulpflicht war gestellt, so warteten wir über eine Woche vergebens darauf, dass die Schulbehörde uns eine Rückmeldung gibt, dass der Antrag eingegangen ist. Also rief mein Mann dort an. Die zuständige Sacharbeiterin war für über eine Woche krank geschrieben, ihr Kollege meinte aber, die Akte liegt bei ihr auf dem Schreibtisch. Ah ok, also ist sie eingegangen und sollte bald bearbeitet werden,- oder? Dann heißt es,- warten, nur wie lange und was kommt dann?
Anders gestaltete es sich mit der Sonderpädagogin. Das letzte treffen in der Schule, war ja wenig erfreulich und wir immer noch entsetzt, warum sie so vorging. Da sie im Gespräch geäußert hat, sie müsste es ja irgendwie dokumentieren, was sie mit Tom arbeitet, stimmten wir zu, ihr jede Woche ihren aufgestellten Fragebogen zurück zu schicken. Darin sollte Tom schreiben, welches Fach er hatte, welches Thema, ob er immer gearbeitet hat, wie lange…. . Unnötige Kontrolle, die bei mir und Tom dazu führte, dass der Druck, mehr zu schaffen wuchs. Wieder fühlten wir uns ihr ausgeliefert und verpflichtet über alles was wir nicht machen, Rechenschaft abzulegen. Aber trotzdem noch besser, als sich weiterhin noch mit ihr zu treffen und uns anzuhören, was wir alles falsch oder schlecht machen. Damit können wir leben, einmal die Woche den Bogen ausgefüllt zurück zu schicken. Aber ihr reicht dies wohl nicht, denn dann bekomme ich wieder einen Anruf.
„Ich bin gerade auf dem Weg zu der Therapeutin und wollte mal fragen, ob das ok ist“? Bitte was? Die ruft kurz vor dem Treffen an um noch zu hören, dass sie dies darf? Was will die denn jetzt noch da? Gut, dass das Jugendamt mit dem Autismuszentrum vereinbart hat, dass es nun in der Therapie hauptsächlich darum geht, dass Tom Kompetenztraining macht und Verhaltenstherapie. Die Ausrichtung auf das zurückführen in die Schule ist auf Eis gelegt. Wie uns die Therapeutin danach berichtete, hat sie auch dort versucht, sie davon zu überzeugen, dass es das beste sei, wenn Tom im Schulsystem bleibt und von ihr langsam wieder an die Schule gewöhnt wird. Da unsere Therapeutin dies aber mittlerweile auch nicht mehr so sieht, kamen sie dort auch zu keinem gemeinsamen Ergebnis. So musste sie sich eine neue Strategie überlegen.
Dies alles kommt uns so vor, als sei sie sehr Narzistisch und bräuchte den Erfolg den man als Chef hat, da er allen sagt, was jeder zu tun hat. Sie hat sich im Laufe der Zeit überall an die Spitze gesetzt und alles an sich gerissen, wo es etwas zu klären gab. Ohne Absprache mit uns, ohne Rücksicht, ob dies wirklich so gut für Tom ist oder was andere darüber sagen… . Sie trabt einfach los und es macht den Anschein, als hätte sie nur im Blick, dass sie Chef bei allem bleibt und ihr jeder sagt, wie toll sie das doch alles managt. Sie will auf keinen Fall den Posten verlieren, dass alle auf sie hören. Wir sind entsetzt und hoffen aber immer noch, dass Sie uns endlich in Ruhe lässt, jetzt wo auch der Förderplan geschrieben ist, -in den sie ja anscheinend in geistiger Umnachtung, hineingeschrieben hat, dass auch kein Hausunterricht möglich sei-, wollen wir nur noch das Ruhen der Schulpflicht, damit wir das Geld vom Jugendamt bekommen können. Wofür haben wir denn sonst das ganze Jahr gekämpft? Uns geht es seit über einem Jahr genau darum, dass er in Ruhe nur die Webschule machen kann, da wir wissen, dass dies das einzige ist, was in Bezug auf Schule im Moment klappt.
Es scheint so, als sei das ganze Jahr nur ein einziger Kampf gewesen. Wir dachten zwar, dass wir gegen die Meinung der Chefin vom Schulamt kämpfen, es zeigt sich aber, dass wir noch mehr gegen die Ausrichtung der Pädagogin angehen müssen. Beide haben von Anfang an die Meinung gehabt, er wird nie von der Schulpflicht befreit und muss gezwungen werden, dass er wieder lernt zu funktionieren und sich anzupassen. Er muss wieder zurück IN eine Schule. Da er ja schon Mitte 15 ist, muss dies ja auch schnell gehen, denn mit 18, ist ja alles vorbei.
Wir sind entsetzt, dass es sich immer mehr zeigt, wie unehrlich sie doch zu uns war,- oder ist die einfach wirklich so chaotisch? Wir haben ihr leider immer wieder geglaubt, wenn Sie sagte, sie arbeite nicht daran, dass er bald in eine Schule geht. Aber woran arbeitet sie denn dann? Wir haben einfach völlig unterschiedliche Ausrichtungen, was es heißt, nicht an der Rückführung zu arbeiten. Bei uns heißt dies,- keiner macht etwas, dass mit Regelschule zu tun hat oder damit, dass er sich dieser doch wieder etwas annähert. Bei ihr heißt dies anscheinend, er muss noch nicht gehen, aber ich rede ständig darüber, sage ihm, dass er bald mal mit mir dort schauen kann, dass er mit mir jede Woche mehr über Schule redet, jede Woche dem ganzen ein Stückchen näher kommt, schupse ihn ständig ein Stück näher zur Schule hin, verliere es nicht aus den Augen, dass er sich der Schule jeden Tag ein Stück mehr annähert …. . So funktioniert das alles nur noch schlechter, so kommt er nicht zur Ruhe.
Aus unserer Sicht, macht dies einen ständigen Druck, zeigt ihm immer, dass er gedrängt wird, sich der Schule anzunähern und es Ärger gibt, wenn er nicht mitmacht… . So kann auch kein Vertrauen entstehen, denn worauf soll er denn trauen, wenn er weiß, dass er bald wieder in die Schule muss? Wie jemandem vertrauen, der es schafft, dass ich, obwohl vereinbart war, dass ich nicht runter kommen muss, doch kommen musste? Wie sich entspannen, wenn ständig einem gesagt wird, dass man das doch jetzt mal langsam können müsste?
Wir sind so sauer und gleichzeitig traurig, dass wir ihr vertraut haben, uns geöffnet und viel erzählt. Sie nun all unsere und vor allem Toms Schwächen ausnutzt um uns dazu zu zwingen, auf sie zu hören. Es ist erschreckend, dass jemand, der Tom nur 3x für 1 Stunde erlebt hat, als er auch noch in Hochanspannung war, sich nun eine Meinung bilden darf, die darüber mitentscheiden soll, was das beste ist. Schlimm, dass wir uns wieder anhören müssen, wir hätten ja keine Ahnung, wir würden ihn ja nur verhätscheln und es ihm zu leicht machen, so könnte er ja nie vernünftig mal arbeiten gehen und normal leben… . Klar kann er nie „normal“ leben, denn er ist ja ein Aspi und aus „normalo“ Sicht, ist dies ja kein gutes Leben, wenn man gerne alleine ist, nicht ständig mit Menschen Dinge unternimmt oder durch viele Reize krank wird…. . Es ist vielleicht nicht „normal“ aber dennoch gut. Dabei ist es uns ja am wichtigsten, dass es Tom gut geht, er sich wohl fühlt, glücklich ist, sich selber mag… . Nur dann ist es doch möglich, dass sein Leben toll ist. Es kommt doch nicht darauf an, dass es nach außen „normal“ aussieht, sondern dass er nach innen fröhlich ist, dass er sich selber mag…
Somit beschlossen wir noch mehr, wir schauen nun nicht mehr darauf, was gut aussieht, sondern auf das was wirklich gut für ihn und sein weiteres Leben ist. Wir machen nun das, was Tom in seinem glücklich sein und entspannt sein, weiter bringt und verschwenden weniger Energie dafür, immer wieder zu beweisen, dass er das nicht kann, ihn dies Stresst oder so manches ihn krank werden lässt… . Es muss endlich vorbei sein, dass wir die meiste Energie für „aufräumen“ und beweisen verbrauchen. Wir haben einfach keine Kraft mehr und auch keine Lust, so wenig Energie für schönes über zu haben, nur weil andere entweder noch die Ansicht von vor 30 Jahren haben, kein Geld bezahlen wollen oder selber Chef sein müssen…
Nur leider können wir dies ja nur bedingt bestimmen, denn wenn doch wieder Auflagen kommen, müssen wir brav hüpfen um nicht noch schlimmeres zu erleben. Es ist halt ein ständiger Kampf die Mitte zu finden. Sich zu wehren, aber nicht “ zu laut“ werden, die Mitte zu finden von, zu sehr betroffen,- dann muss er in die Klinik- oder nicht betroffen genug,- dann kann er in die Regelschule gehen. Wir werden immer hin und her gestoßen. Es ist entweder zu viel oder zu wenig. Hat es denn jemals ein Ende? Wenn ja, wann?

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